Schlüssel-Punkte

  • Das breite Feld „Struktur“ bezieht sich auf die praktische Ebene, wie die Gruppe organisiert ist in Bezug auf Projektorganisation, Entscheidungsfindung, Informationsfluss, Eigentumsfragen, rechtliche und wirtschaftliche Organisation.
  • Es dreht sich auch um interpersonelle Aspekte, die mit Rang und Führungsrolle einhergehen, die starke Antriebskräfte für eine Gruppe sind, aber auch potentielle Quelle von Konflikt und Frontenbildung.
  • Die Herausforderung ist es, Strukturen zu schaffen, die solide und kohärent genug sind, um die Intention der Gruppe zu unterstützen, ohne zu unterdrücken oder die Vision in einer rigiden Weise zu zementieren.
  • Bewusstes Achten auf Struktur ist auch ein wichtiges Werkzeug, um die Gruppe vor rechtlichen Problemen zu bewahren, die bei Nichtbeachtung auftreten können.
  • Wesentlich für das Feld Struktur ist ein Entscheidungs-Modell, das alle Gruppenmitglieder stärkt und Macht auf eine balancierte Art und Weise verteilt.

Überblick

Struktur kommt von dem lateinischen „strūctūra“ ‚Bauart‘, ‚Sinngefüge‘, ‚Gebäude‘. Die Metapher „Gebäude“ mit dem Bild von beschützenden Wänden um sichere Räume, Dächer, Gänge und Türen, die geöffnet, geschlossen, verschlossen und aufgeschlossen werden können beschreibt wichtige Aspekte der Struktur.

Es ist wichtig, einem Projekt wirklich die passenden Strukturen zu geben, und diese Arbeit wird oft vernachlässigt. Das Ergebnis ist oft, dass die Gemeinschaft, dann, wenn sie es benötigt kein solides Gebäude hat, in dem zum Beispiel Konflikte auch ausgetragen werden können.

Gruppen, die etwas längerfristiges realisieren möchten, sollten klare Verabredungen über Strukturfragen (wie kommen wir zu Entscheidungen? Wie organisieren wir die Finanzen und die Rechtsvertretung?) haben.

Das ist nicht immer einfach und nicht immer selbstverständlich. Nachhaltige Gemeinschaften kämpfen oft damit, eine Struktur zu entwickeln, die von allen verstanden und unterstützt werden kann. Sie dümpeln oft lange vor sich hin mit der gefährlichen Annahme, dass spontane Entscheidungen und gute Energie alle Probleme lösen werden, und dass zuviel Struktur unterdrückend wirkt.

Das Gegenteil ist wahr: Wenn man es vernachlässigt, die passenden Rechtsformen zu schaffen, Eigentumsfragen zu klären und gemeinsam für alle verbindliche Grundlagen für Entscheidungen niederzuschreiben, öffnet man die Tür für endlose Diskussionen, die die Fundamente der Gemeinschaft unterhöhlen können und wo dann „das Recht des Stärkeren“ herrscht.

Die gemeinsame Erarbeitung dieser Strukturen ist ein lebendiger und organischer Prozess, der jeweils den Phasen des Projektes angepasst sein sollte. Es sollte auch Aufmerksamkeit geschenkt werden, Feedback-Mechanismen mit einzubeziehen, um die Effizienz und Sinnhaftigkeit der Strukturen zu überprüfen.

Die Struktur eines Projektes unterstützt die gemeinsame Intention und schafft einen sicheren Raum für Gemeinschaft und Individuen. Die Gruppenmitglieder müssen dabei lernen, wie sie Vereinbarungen schaffen und erhalten, die die Gruppenwerte ausdrücken.

Menschliche Interaktion kreiert immer eine Gruppendynamik, die mit Rang und Führungsrollen zu tun hat. Diese sollte man nicht verurteilen, leugnen oder bekämpfen, sondern verstehen und bewusst und effektiv nutzen, um so Mißbrauch zu vermeiden und Konflikt vorzubeugen. Führungsrollen sind ein starker Motor und beeinflussen das Wohlbefinden der Menschen und Ihr Zugehörigkeitsgefühl stark. Macht zu verleugnen ist meistens kontraproduktiv. Die Frage ist, wie Macht eingesetzt wird, und ob es die Bereitschaft gibt, sie zu teilen und sie zu kontrollieren.

Der Aspekt „Struktur“ umfasst verschiedene Ebenen, zum einen die interne Organisation (Arbeitsgruppen und ihre klaren Verantwortlichkeiten, Wer entscheidet was? Englisch: Governance), die nächste Ebene ist das Entscheidungsmodell (Soziokratie, Holokratie, Konsens, Demokratie). Hier die richtigen Methoden zu finden, die zu der Gruppe passen, ist eine wichtige Aufgabe.

Die Struktur der Kommunikation und Treffen sind wesentliche Elemente jedes Gruppenprojektes, es ist hilfreich, wenigstens eine Einführung in Gesprächsmoderation und Gruppendynamik erhalten zu haben.Treffen sind nicht nur zur Entscheidungsfindung da, sie sind auch Räume der Kommunikation, zum Austausch von Sichtweisen und Ideen, zur Diskussion von Projekten und co-kreative Prozesse. Sie sind Räume für kollektives Lernen und gegenseitige Wertschätzung.

Ökonomische Organisation: Es braucht einen Fokus auf die notwendigen Ressourcen, sowohl dazu, ein Projekt zu starten, wie es dauerhaft am Leben zu halten. Wichtig ist, die Grenze zwischen der persönlichen und der gemeinschaftlichen Ökonomie zu definieren, und Vereinbarungen und transparente Strukturen für das Management und den Umgang mit dem gemeinsamen Geld zu finden.

Eigentum und Rechtsform: Welche Prinzipien beeinflussen das Projekt rund um die Themen des Grund- und Wohneigentums? Einer der größten Fehler, die ein Gemeinschaftsprojekt tun kann, ist eine Gemeinschaft auf dem Eigentum eines oder einer Teilgruppe der Gemeinschaft zu starten. Dies wird stets eine ungesunde Machtverteilung verursachen, die auf Dauer zu Problemen führt.

Grundsätze: Wie bereits oben erwähnt, ist es wichtig, dass Gruppen ihre eigenen Regeln und Grundsätze festlegen, die ihre Werte und Intentionen ausdrücken und die Zukunft des Projektes sichern. Eine Rechtsform gibt der Gruppe eine Identität in der Gesellschaft und ist eine eigene (Rechts-)Person, die für die Ziele der Gruppe steht, dann auch unabhängig von Einzelnen.

Projektmanagement, Arbeitsdelegation: Eine Gruppe sollte festlegen, wie sie arbeiten möchte, Aufgaben und Verantwortlichkeiten verteilen. Arbeitsstrukturen brauchen klare Definition der Aufgabenbereiche, ein Design der Projekte und eine klare Planung. All dies dient der Umsetzung der Beschlüsse, die die Gruppe in ihren Treffen gefasst hat.

Feedback: Ein konsistentes Feedback-System sichert ab, dass Fehler auffallen und ist Quelle für Verbesserung und Feiern von Erfolgen.