Im Punkt „Kommuniationskultur“ wurde betont, dass aufmerksames Zuhören essentiell für eine gute, tiefe Konversation ist. Doch wie erschaffe ich Räume, wo Menschen sich wirklich zuhören können und damit die gegenseitige Empathie steigern? Die meisten gemeinschaftlichen Projekte widmen ihre Zeit für Treffen mit der Absicht, wichtige, persönliche Themen zu teilen, und nutzen dabei Methoden für den tiefen Austausch in großen Gruppen.

Tiefgehender Austausch kann viele positive Sachen ans Tageslicht bringen. Die Menschen lernen dadurch die persönlichen Visionen, Träume und Leidenschaften der Anderen kennen, und bekommen einen Einblick auf die inneren und äußeren Faktoren, die dem Gefühlsempfinden anderer Personen zugrunde liegen.

Des weiteren bietet tiefe Kommunikation eine Möglichkeit zu sehen, wofür andere sich schämen oder schüchtern sind, was sie verhindert, ängstlich macht oder wo sie mit Vorurteilen belastet sind. Manchmal kommen dadurch Gefühle hoch oder Einstellungen werden gezeigt, die man sonst eher verstecken würde, wie Frustration oder Ärgernis über andere oder sich selbst. Oft reicht es, innere Empfindungen und Gedanken mit anderen in einem sicheren Rahmen mitzuteilen, damit sie sich lösen. Tiefer Austausch, in dem bewusst nicht nur die „scheinende Fassade“ gezeigt wird, die wir sonst im Leben zeigen, fördert den gemeinschaftlichen Zusammenhalt stark.

Die polierte Fassade des Selbst gegenüber Gemeinschaftsmitgliedern aufrecht zu erhalten, passt nicht zum Gemeinschaftsbildungsprozess. Sich wahrhaft gegenüber zu stehen und die schwache Seite des Anderen zu sehen, öffnet hingegen Räume für Liebe und Verständnis. Sollten unerfreuliche Gedanken nicht geteilt werden und dann doch irgendwie ans Licht kommen, führen sie häufig zu Spannungen und Druck in der Gruppe, und bekommen dann viel mehr Brisanz als wenn sie offen angesprochen werden.

Tiefer Austausch passiert natürlicherweise, wenn Freunde sich treffen und sich unterhalten. Solche Gelegenheiten des tiefen Austausch können oft wertvoller sein, als organisierte Events, jedoch unterstützen organisierte „Austausch-Treffen“ in großen Gruppen die Kommunikationskultur für die Gesamtgruppe.

Gruppenprojekte überall auf der Welt nutzen unterschiedlichste Methoden für tieferen Austausch, wie ZEGG-Forum, Gemeinschaftsbildung (nach Scott Peck), und Circle Way. Die Gemeinsamkeit dieser Methoden liegt darin, eine Atmosphäre des Vertrauens und des gegenseitigen Respekts durch einfache Grundregeln aufzubauen:

  • Sprich von Dir selbst, über deine Erfahrungen und Gefühle und vermeide es andere zu verurteilen
  • Sprich aus Deinem Herzen, sprich das aus, was in dem Moment für dich wichtig ist, präsentiere der Gruppe Deine persönliche Wahrheit, die Dich bewegt.
  • Sprich von deinen Bedürfnissen und Wünschen und vermeide es, andere für deine Situation zu beschuldigen
  • Sieh das Mitteilen als eine Reise, dich selbst zu entdecken und nutze die Möglichkeit nicht aus, um Reden zu halten
  • Hör mit dem Herzen voller Dankbarkeit und Respekt zu und nehme die gesprochenen Worte als Geschenk an die Gruppe und einen Einblick in die Vielfalt des Menschseins auf.
  • Übe dich in Diskretion dessen, was gesprochen wurde, besonders bei empfindlichen, intimen Themen

Manche der Methoden beinhalten Momente der Stille und Empfehlen anerkennendes Feedback an die Menschen, die gesprochen haben.

Redestabrunde

Menschen sitzen in einem Kreis und ein Redegegenstand (meistens ein Stab oder Stein) wird herum gegeben. Nur die Person, die den Gegenstand hält, darf reden, die anderen hören zu. Alle sind eingeladen von ihrem Herzen zu sprechen und mit ihrem Herzen zuzuhören. Sollte eine Person nicht sprechen wollen, so wird der Gegenstand an die nächste Person weitergegeben. Der Kreis geht weiter, bis niemand mehr etwas zu sagen hat oder bis die Gruppe entscheidet aufzuhören.

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