Gemeinschaft

Schlüsselpunkte

• Gruppen, die den Gemeinschaftsgeist und das Zugehörigkeitsgefühl pflegen, haben eine stärkere kollektive Identität und sind damit langfristiger und erfolgreicher.
• Es ist wichtig sich als Gruppe in unterschiedlichen Formaten zu treffen, sowohl auf offiziellen Arbeits- oder Reflektionstreffen, wie auch ganz locker zwischendurch, um Zusammenhalt zu kreieren.
• Eine klare, direkte und achtsame Kommunikation sollte angewandt werden, zu der auch das aufmerksame Zuhören gehört.
• Tiefer Austausch, eigene Gemeinschafts-Rituale, Feiern und Spaß sind alles Elemente einer gut funktionierenden Gemeinschaft.
• Offizielle Treffen, welche sich mit Verwaltungsthemen oder auch mit sozialen Themen beschäftigen, sollten gut vorbereitet und geleitet werden.
• Intimität, egal ob tiefe Freundschaften oder romantische Gefühle, kann immer wieder auch herausfordernd für die Gruppen werden.
• Konflikte sind nicht vermeidbar, egal wie viel Aufmerksamkeit darauf gelegt wird, sie zu vermeiden. Es ist wichtig, Methoden zur Konfliktbewältigung zu kennen, und diese anzuwenden, wenn sich Konflikte zeigen.

Überblick

Dieses Kapitel behandelt Elemente von Gemeinschaft. Die Autoren des Handbuches kommen alle aus Lebensgemeinschaften, und so enthält dieses Kapitel manche Punkte, die nur für Menschen, die gemeinschaftlich leben, und nicht für jede Gruppe relevant sind. Da dieses Handbuch jedoch eine Unterstützung für gemeinschaftliche Projekte sein soll, ist es uns wichtig, die sehr verschiedenen Aspekte dieses Themas zu beleuchten, auch wenn nicht alle Aspekte für alle Gruppen relevant sind.

Die Gemeinschaftsbildung ist ein zentraler Punkt wenn es um die Entwicklung von Gruppenprozessen geht. Viele Projekte fokussieren sich vor allem auf die gemeinsame Intention, Struktur und Praxis und vernachlässigen dabei das Pflegen der Gemeinschaft.

Wir sprechen hier von „Gemeinschaft“, auch wenn wir uns bewusst sind, das für manche Menschen das Wort „Gemeinschaft“ belastet ist. Man könnte analog auch die für Arbeitsbedingungen häufiger genutzten Worte „Team“ oder „Kollektiv“ verwenden.

Gemeinschaftliche Dynamiken gehören zu jeder Art von Gruppe dazu, es ist nicht ratsam, sie zu vernachlässigen. Das Erschaffen und Erhalten des Gemeinschaftswesens braucht anfangs viel Energie, zahlt sich jedoch – sogar in Hinblick auf die Sachebene der Organisation – aus.

Ein häufiger Fehler von Gruppen ist der Versuch, zwischenmenschliche Themen durch mehr Regeln und mehr Struktur zu lösen, und damit das tatsächliche Problem unterm Teppich verschwinden zu lassen. (Siehe Auch: Gemeinschaftsbildung nach Scott Peck).

Auf der anderen Seite brauchen manche Probleme einfach eine strukturelle Lösung. Hier die richtige Balance zwischen den Ebenen zu finden, ist eine Aufgabe, die viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl benötigt.

Wer schon mal versucht hat, eine Gemeinschaft aufzubauen, weiß, dass es nicht einfach so passiert. Spontane Gemeinschaftsbildung ist möglich, führt jedoch meistens zu unvorhersehbaren Ereignissen und integriert meistens nicht die ganze Gruppe. In jeder Phase der gemeinschaftlichen Projektentwicklung sollte deshalb ein Fokus auf das Gemeinschaftswesen gelegt werden. .

Gemeinschaft kann nicht nur durch rationale Aktivitäten gefördert werden. Eine Gruppenidentität zu erschaffen und zu erhalten bezieht eine offene, vertrauens- und respektvolle Kommunikationskultur, in der schwierige Themen ohne Angst vor Bestrafung angesprochen werden können; Rituale und Feste; spaßige gemeinsame Aktionen sowie Austausch auf emotionaler Ebene mit ein.

Intime Beziehungen, zwischen frisch Verliebten oder Ehepartnern, beeinflussen stark die Gruppendynamik. Eine Familie (oder auch nur ein Pärchen) sind die kleinste Einheit von Gemeinschaft, in der großen Gemeinschaft und es ist wichtig, Aufmerksamkeit darauf zu legen, wie diese beiden Gemeinschaften zusammenarbeiten oder sich beeinflussen.

Gemeinschaften brauchen Zeit, um sich zu entwickeln und zu reifen. Von einer gefestigten Gemeinschaft kann gesprochen werden, wenn ein starker Gemeinschaftsgeist sowie wichtige strukturelle Element, wie effektive Methoden der Selbstverwaltung und Konfliktbewältigung etabliert sind. Ein essentieller Teil der Gemeinschaftsbildung ist es, win-win-Situationen zu finden und zu schaffen.

Wenn der Gemeinschaftsgeist und die funktionellen Strukturen zusammenarbeiten, um die Intention zu realisieren, dann floriert das Projekt, jede*r nimmt gerne an Events, wie gemeinsamen Essen, Geburtstagen oder Treffen teil, Menschen mit besonderen Bedürfnissen haben ihren Platz und werden unterstützt, die Kinder fühlen sich eingebunden, und das Projekt hat eine große Stärke, um seine Ziele im Äußeren zu erreichen.